European-Sino Workshop übertrifft mit über 3.600 Zuhörenden alle Erwartungen

Am heutigen Donnerstag, dem vierten Veranstaltungstag der China Woche 2022, fand am Vormittag der Europäisch-Chinesische Workshop: Energy Transition and Energy Crisis in the Background of Russia-Ukraine War statt. Bereits vorab zeigte sich Prof. Dr. Hou optimistisch und rechnete mit rund 500 Teilnehmenden, die sich hauptsächlich aus China online zuschalten werden. Mit über 3.600 Gästen wurde diese Erwartung jedoch bei Weitem übertroffen und verdeutlicht nach Dr. Knut Knappenberg, Moderator des Workshops, wie aktuell die Thematik der Energiewende ist.

In seinem Vortrag „Germany´s Energy Transition: Lessons for China betont Prof. Dr. Hou, dass wir die Energiewende dringend brauchen, da wir „alle nur eine Erde“ haben. Dabei gäbe es einerseits hohe Anforderungen, aber andererseits auch viele Möglichkeiten. Anhand von vergleichenden Daten zum aktuellen Stand der Entwicklung zwischen Deutschland und China konstatiert er „China is running – Germany is just going“.

Bereits beim zweiten Vortrag beteiligten sich über 2.100 Zuhörende per Zoom, als Prof. Dr. DING Yulong der University of Birmingham zum Thema „Multi-Vector Energy Network Infrastructure für Net-Zero Greener Energy Transition“ referiert. Die Präsentation konzentrierte sich insbesondere auf den Ausstoß von Treibhausgasen, wobei er hervorhebt, dass diese nicht ausschließlich aus Kohlendioxid bestehen. In seiner Präsentation skizzierte er die Technologien, die zur Erreichung der Karbonneutralität bis 2050 notwendig seien und gab Empfehlungen für die Entwicklung neuer Energiequellen und die Verbesserung der Energieeffizienz. Dabei betonte er auch die herausragende Rolle von Wasserstoff im industriellen und zivilen Sektor der Zukunft.

Zu Beginn des Vortrags von Frau Arvea Marieni, Partner & Board Member, Brainscapital & Technical Director Regenerative Society Foundation, Italy, hat sich die Zahl der Zuhörenden um weitere 200 Gäste erhöht – Tendenz weiterhin steigend. In ihrem Vortrag zur wettbewerbsorientierten Zusammenarbeit als Schlüssel zu gemeinsamen Klima- und Umweltsicherheitszielen verdeutlichte sie die Relevanz der Energiesicherheit, der im Kontext der rasanten Entwicklung neuer Energiequellen und der unvorhersehbaren internationalen Situation eine entscheidende Rolle zukommt.

Einer der größten Herausforderungen in den letzten zwei Jahren – der Covid-19 Pandemie – stellte sich Prof. Dr. LI Angui von der School of Building Services Science and Engineering at Xi'an University of Architecture and Technology, China. So präsentierte er Belüftungskontrollsysteme, die z.B. für Intensivstationen oder in der Zhengzhou Metro Station genutzt werden, um eine Infektion bzw. Ausbreitung durch Aerosole zu verhindern.

Dr. Ludwig Möhring, Hauptgeschäftsführer und Vorstandsmitglied des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie e.V. (BVEG) hielt einen Vortrag über die Unbeständigkeit des Gasmarktes. War die gute Versorgung des „alten“ europäischen Gasmarktes mit relativ vernünftigen Preisen „zu schön, um wahr zu sein“? Grundsätzlich sei russisches Gas nicht zwangsläufig günstiger als Gas aus anderen Ländern – auf einmal ist es jedoch extrem selten und teuer – was ist also schief gelaufen? Diese Fragen versuchte er in seiner Analyse zur bisherigen und aktuellen Situation des Erdgasmarktes in Europa zu veranschaulichen. Dazu beleuchtete er auch die Erdgasversorgungskette vor dem Hintergrund der aktuellen Situation und hob die Rolle von LNG in aktuellen und zukünftigen Energiesystemen hervor.

Im letzten Beitrag des heutigen Workshops skizzierte Dr. XIE Yachen von der Chinese Academy of Sciences und der TU Clausthal die Herausforderungen der CO2-Neutralität in China im Kontext der atmosphärischen CO2-Konzentration, der CO2-Preise und der CO2-Behandlungstechnologien. Darüber hinaus erläuterte Dr. Xie das Modell des „Assessment Tool for Portfolios of Coal Power Production under Carbon Neutral Goals“ (ATPCC) zur Bewertung der Kompromisse in Chinas Kohlekraftwerksindustrie aus zwei Perspektiven: dem Kohlenstoff-Energie-Wasser (CEW)-Nexus und den finanziellen Gewinnaussichten.

In der abschließenden Podiumsdiskussion ist man sich einig: Die Energiekrise ist eine große Herausforderung, birgt aber auch große Chancen und wird den Verlauf der Energiewende positiv beeinflussen. Nicht jeder habe Zugang zu Kohle oder Gas, aber alle verfügen über Sonne, Wind, Wasser und Geothermie, so Prof. Dr. Hou. Und obgleich es laut Dr. Möhring „nicht sexy klingt – könnten wir auch länger damit [der Energiekrise] fertig werden, aber nicht für immer“. Die über 3.600 Teilnehmenden zeigen dabei auf eindrucksvolle Art und Weise, dass das Interesse an der Thematik sehr groß ist, weshalb Dr. Kannenberg abschließend bilanziert: „Wir brauchen mehr Workshops wie diese“.

Foto: China-Kompetenzzentrum

Foto: China-Kompetenzzentrum