Erste hybride China Woche beginnt mit Tag für die Studierenden

Anders als in den vergangenen zwei Jahren konnte die seit 2018 vom China-Kompetenzzentrum ausgerichtete China Woche wieder in Präsenz stattfinden.

Damit auch Interessierte außerhalb von Clausthal und aus China die Möglichkeit erhalten an der Veranstaltung teilzunehmen, entschied man sich für ein hybrides Angebot. So konnten am heutigen Studierenden-Tag, der aus organisatorischen Gründen als „Pre-Conference“ vor der offiziellen Eröffnung stattfand, knapp 60 Teilnehmende begrüßt werden. Ungefähr die Hälfte war in die Aula Academica gekommen, um an den Vorträgen teilzunehmen, wohingegen die andere Hälfte online über Zoom zugeschaltet war. Die Moderation an diesem Tag hatte Prof. Dr. Christian Bohn, Vizepräsident für Studium und Lehre. Obgleich er bislang wenig Berührungspunkte mit China-Aktivitäten hatte, bilanzierte er nach einem kurzen persönlichen Rückblick seiner Erfahrungen und Erlebnisse mit und in China, dass es zwar „Differenzen zwischen Ländern, aber nicht zwischen Menschen“ geben sollte. Der Austausch sollte stets im Vordergrund stehen, weshalb eine Veranstaltung wie die China Woche sehr wichtig sei.

Diese Botschaft übermittelte auch Prof. Dr. ZHANG Weiqi in seinem Vortrag „Warum ist China plötzlich ,uncool´? Beginnend mit der Behauptung „Ich bin ein Unikat“, schilderte er sehr eindrucksvoll und teilweise auf sehr emotionale Art und Weise seinen Weg von China – mit diversen Zwischenstationen – nach Deutschland. Sichtlich gerührt beschrieb er, wie er die Proteste am 4. Juni 1989 auf dem Platz des himmlischen Friedens hier in Deutschland erlebte, wo „China das andere Gesicht live im TV“ zeigte. Obwohl dieses Ereignis bereits über 30 Jahre zurückliegt, sei China immer noch „uncool“, vielleicht sogar „noch uncooler“. Warum das so ist, lässt sich nur spekulieren, weshalb er nur raten kann, die Chance selbst wahrzunehmen und China im Rahmen einer persönlichen Begegnung selbst kennenzulernen.

Eine vergleichbare Aussage trifft auch Prof. Mechthild Leutner der FU Berlin. Sie konstatiert in ihrem sehr anschaulichen Vortrag, in dem sie u. a. Buchtitel und Aufmacher von Zeitschriften analysiert, dass die Chinabilder über Jahre hinweg zwischen den zwei Extremen der Bewunderung einerseits und der Bedrohung durch „die gelbe Gefahr“ andererseits schwanken. Zur Überwindung dieser Diskrepanz sei eine reflektierte China-Kompetenz – auch von Politiker*innen – unerlässlich.

Welche Möglichkeiten die TU Clausthal schließlich für den Auf- und Ausbau von China-Kompetenz bietet, präsentiert Dr. Lara M. Gottfried im Rahmen der Going China Programme für Angehörige der TU Clausthal. Neben Austauschsemestern besteht bspw. auch die Möglichkeit an Tagungen teilzunehmen. Auch an der Tongji University bestehen vielfältige Gelegenheiten, um sich einen Eindruck von China zu verschaffen und China-Kompetenz zu erwerben, wie Thomas Willems, Vizedirektor des CDHK, berichtet. Neben verschiedenen Vorträgen, werden auch Sprachkurse, Seminare oder Workshops am Wochenende angeboten. Um nun einen Aufenthalt in China zu finanzieren, hat Herr Wei Huang, Gesandter-Botschaftsrat für Bildung, eine gute Botschaft übermittelt: Die TU Clausthal gehört ab sofort zu den 15 deutschen Universitäten, die vom Stipendienprogramm der chinesischen Regierung (CGS Type A) profitieren. In seinem Vortrag nennt er außerdem Gründe für einen Besuch in China und beschreibt den Ablauf des Bewerbungsverfahrens. Für alle Interessierten betonte er, dass ausländische Studierende, die ein langfristiges Studium (mehr als 6 Monate) in China planen oder ein CGS-Stipendium Type A bekommen, mit einem von der chinesischen Universität ausgestellten Formular „Visa Application for Study in China" (JW201 oder JW202), einem Zulassungsschreiben oder einer Bescheinigung zur (Wieder-)Aufnahme des Studiums in China bei dem Chinese Visa Application Service Center Berlin seit August 2022 ein Studienvisum beantragen können.  

Wie genau dann der Alltag in China aussehen kann, schildern schließlich vier chinesische Studierende des 2021 gestarteten, gemeinsamen Bachelorstudiengangs von TUC und SCU. Neben Informationen zur Umgebung und dem Alltag werden auch sportliche Aktivitäten in Chengdu sowie das Studierendenleben präsentiert. Einen weiteren Einblick in die Kultur Chinas vermittelte Martin Josuweit bei „Qigong zum Mitmachen“, wobei der Titel auch Programm war. Man könne die Effekte des Qigong demnach nicht durch bloßes Zuhören erfahren, sondern man müsse den Energiefluss selbst aktivieren, was er an mehreren kleineren Übungen verdeutlichte.

Wie gut die TU Clausthal hinsichtlich der China-Kompetenz bereits aufgestellt ist, zeigte sich auch beim abschließenden Wissensquiz über China, das von Dr. Lara M. Gottfried und Dr. Liu-Kiel durchgeführt wird: Sowohl der erste als auch der dritte Platz wurden von einem deutschen Teilnehmenden belegt und mit einem Baustein-Set sowie einem Kalligrafie-Set belohnt. Dem zweiten Platz winkte ein Präsentkorb mit chinesischen Lebensmitteln und auch die Plätze 4-10 gingen nicht leer aus, sondern erhielten einen Gutschein für das China-Restaurant Ju Bin Lou in Clausthal. Hier endete auch der heutige Tag mit der Herstellung und Verköstigung des chinesischen Gerichts Jiaozi und einem kurzen Vortrag zur chinesischen Essenskultur. Insgesamt nahmen 37 Personen teil, darunter viele deutsche Studierende, die extra zum Kochabend kamen und nicht am vorherigen Programm teilgenommen haben. Die Stimmung war so gut und ausgelassen, dass die im Rahmen der China Woche gesammelten Eindrücke noch bis 22 Uhr sowohl sachlich als auch kontrovers diskutiert worden sind.

Foto:China Kompetenzzentrum

Foto:China Kompetenzzentrum