Deutsch-Chinesischer Studierenden-Tag: Von Doppelabschlüssen, Konfuzius und Taoism zu Jiaozi

Bereits in den Vorjahren wurde den Studierenden ein eigener Tag im Rahmen der China Woche gewidmet – so auch in diesem Jahr. Dabei konnte an den gestrigen Erfolg mit bis zu 50 Zugängen angeknüpft werden. Wie sich später herausstellte, wurde ein einziger Zugang von 20 Studierenden der Zhengzhou University (ZZU) und ein weiterer von 61 Studierenden der Sichuan University (SCU) genutzt, sodass über 100 Gäste vor allem aus China der Veranstaltung folgten. Aus diesem Grund fand der erste Teil des Tages auch auf Englisch statt und erst ab 15.30 Uhr, also um 22.30 Uhr chinesischer Zeit, wurde zu Deutsch gewechselt.

Zunächst begrüßte der heutige Moderator, Dr. Ebertshäuser, Leiter des Studienzentrums der TU Clausthal in englischer und auch chinesischer Sprache alle Anwesenden. Im ersten Vortrag referierte Prof. Dr. Rembe vom Institut für Elektrische Informationstechnik zum Bachelorstudiengang Elektrotechnik, der gemeinsam von der TU Clausthal und der SCU in Chengdu angeboten wird und dadurch die Möglichkeit eines Doppelabschlusses bietet. Nach einem kurzen Vergleich der beiden Standorte, der grundlegenden Struktur des Studiengangs und der Vorteile sowohl für deutsche als auch chinesische Studierende, erläuterte Prof. Dr. Rembe ebenso „what we arguing about and what we agree“. Im Gegensatz zu dem von Prof. Dr. Rembe vorgestellten Bachelorstudiengang, thematisiert der daran anschließende Beitrag von Prof. Dr. Inkermann vom Institut für Maschinenwesen die Pläne eines gemeinsamen deutsch-chinesischen Masterstudiengangs „Intelligent Manufacturing“. Dieser soll nach der Einführung an der TU Clausthal zum Wintersemester 22/23 ein Jahr später in das Studienangebot der ZZU aufgenommen werden und zu einem Doppelabschluss beider Universitäten führen. Dass Interesse an einer Zusammenarbeit und Umsetzung besteht, zeigten nicht nur die Fragen des chinesischen Ansprechpartners an der ZZU, Prof. Dr. Werner Hou, sondern auch das Interesse von zwei Studierenden, die sich nach den Möglichkeiten von Vor- und Sprachkursen erkundigten. Es folgt eine Präsentation des wichtigsten Arbeitgebers in der Region Niedersachsen (VW AG) mit dem Titel „German Cars – Past, present and future“, in dem u. a. Projekte in China vorgestellt und Gründe für die Veränderungen im Laufe der Zeit dargelegt wurden.

Schließlich stellen drei deutsche Studierende der TU Clausthal den zugeschalteten, chinesischen Studierenden die Vorzüge des Studiums und Lebens in Deutschland bzw. Clausthal vor. Neben Einrichtungen der TU Clausthal werden auch die Freizeitmöglichkeiten und Aktivitäten im Umland berücksichtigt. Der Vortrag wird mit einem Erfahrungsbericht eines deutschen Studierenden, der über seinen vom China-Kompetenzzentrum unterstützten Studienaufenthalt an der SCU in Chengdu berichtet, beendet. Daran schließt ein Bericht „von der anderen Seite des Globus´“, in dem zunächst vier Studierende des erst im September 2021 neu eingeführten deutsch-chinesischen Bachelorstudiengangs Elektrotechnik an der SCU – zur großen Überraschung aller – in einwandfreiem Deutsch die Umgebung und die Universität präsentieren. Dabei werden nicht nur traditionelle, kulinarische Highlights der Region, sondern auch Freizeitaktivitäten und Points of Interest der Millionenstadt Chengdu, Hauptstadt der Provinz Sichuan, aufgezeigt. Ergänzt wird die chinesische Perspektive durch einen Beitrag von zwei Masterstudierenden der ZZU, die u. a. einen Kurzfilm und anschauliches Bildmaterial nutzen, um die Vorzüge ihres Studien- und Alltagslebens darzulegen.

Die anschließende Kaffeepause wird durch musikalische Beiträge von Jannik Johannsen der Universität Oldenburg und Lingxiang Wang der Universität Hannover begleitet, bevor Dr. Ebertshäuser darüber referiert, wie man in 30 Minuten zu einem besseren Menschen wird. Wichtig sei vor allem das Befolgen der konfuzianischen Tugenden von 恕(„shu“ = Güte, Toleranz– was du selbst nicht wünschest, tu nicht an andern.) und 忠 („zhong“ = Treue, Loyalität). Diese so komplexe Lehre des Konfuzius auf wenige Begriffe und Gedanken zu beschränken wird schließlich von Prof. Dr. Hou bewundert. Mit einer größeren Herausforderung sieht sich Frau Dr. Lin CAI, Leiterin des Konfuzius-Instituts Hannover konfrontiert, indem sie in kurzer Zeit über den Daoismus referieren soll. Der Fokus dieses Beitrags liegt insbesondere auf der Dichtung aus dem Bereich des Daoismus, wobei auch die Herkunft des „Daoismus“ geklärt und in einen geschichtlichen Kontext gesetzt wird. Als Beispiel für die Dualität der Begrifflichkeiten nennt sie dabei das chinesische Wort für Krise „危机 (wei ji)“, welches sich aus „Gefahr“ (危 = wei) und „Chance“ (机 = ji) zusammensetzt. Die Schlussfolgerung ist, dass in jeder Krise auch eine Chance liegt, die man nutzen kann. Auf die Frage von Prof. Dr. Hou, worin der Unterschied zwischen den beiden Ansätzen liegen würde, entgegnet sie, dass der Konfuzianismus eher gesellschaftlich orientiert sei und nach Harmonie strebe, wohingegen der Daoismus einen individualistischen Schwerpunkt besitzt und die eigene innere Ruhe zum Ziel hat. Dies veranschaulicht der Beitrag von Herrn Daoist LIU, der bereits in früher Kindheit die förderliche Wirkung traditioneller chinesischer Heilkunst erfahren hat. Dies hat ihn mit Anfang 20 veranlasst mit einem one-way Ticket nach und durch China zu reisen, um dort in die Lehren der Altmeister Zhang Sanfeng (张三丰) im Wudang Berg eingeführt zu werden. Mittlerweile ist er seit gut zwei Jahren zurück in Deutschland und hat weltweit über 20 Schüler*innen. Er beendet seinen Beitrag mit praktischen Übungen, die auch im Büroalltag umgesetzt werden können, um u. a. die Energie zu (re-)aktivieren.  Zum Abschluss des heutigen Tages moderieren Frau Dr. Lara M. Gottfried und Frau Dr. Hong Liu-Kiel ein online-Quiz, bei dem es neben einem Lego Set „Shanghai“ als Hauptpreis, einen Präsentkorb mit chinesischen Lebensmitteln sowie Gutscheine für das Clausthaler China-Restaurant „Ju Bin Lou“ zu gewinnen gibt. Wer nun – auch angeregt durch die Beiträge der chinesischen Studierenden zu traditionellen Speisen – hungrig geworden ist, kann den Abend unter Beachtung der 2G+ Regeln ebenda ausklingen lassen und die im Rahmen eines kleinen Kochkurses selbst hergestellten „Jiaozi“ genießen.

Video Link: https://video.tu-clausthal.de/film/china-woche-2021_1228.html

Foto Link: https://www.china-kompetenzzentrum.tu-clausthal.de/ueber-uns/gallery

Herr Daoist Liu und sein Team in Hannover: Wudang Quan - Tai Chi zum Mitmachen. Foto:China-Kompetenzzentrum

Herr Daoist Liu und sein Team in Hannover: Wudang Quan - Tai Chi zum Mitmachen. Foto:China-Kompetenzzentrum

Abendkochkurs im China-Restaurant und Herstellung von „Jiaozi“. Foto:China-Kompetenzzentrum

Abendkochkurs im China-Restaurant und Herstellung von „Jiaozi“. Foto:China-Kompetenzzentrum